Heute haben das Chemie-Praktikum und -Seminar angefangen. Die Termine sind für mich Montag und Mittwoch, Seminar von 10-12, Praktikum von 14-18 Uhr. Davor hatte ich heute noch einen Banktermin wegen des Studienkredits. Pünktlich wie ein Osteuropäer es ist kam ich ca. 20 Minuten zu spät *rotwerd* Nun gut, dann habe ich einer Schalterfrau gemeldet, dass ich einen Termin bei meiner Beraterin habe und mich zum Warten hingesetzt und logischerweise angefangen, zu warten, denn meine Beraterin hat offenbar zu diesem Zeitpunkt telefoniert. Und ich habe gewartet. Und gewartet. Und um 40 Minuten nach dem Termin hat meine Beraterin mich angerifen und gefragt, wo ich denn nun bleibe, weil wir ja ein Termin hätten. Nachdem sich die Sache geklärt hat, kam ich in den Genuss eines derart meisterhaft vorgetragenen "Mann Eyyy!", wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Im Laufe des Gesprächs haben wir dann die Einzelheiten geklärt und anhand meiner verwirrten Studienordnungen (Mediziner sind ja die besten, also ist eine Studienordnung eindeutig zu wenig) versucht, festzustellen, wann ich welche Scheine haben werde. Die Vorklinik haben wir irgendwie hingekriegt, zumindest bruchstückhaft, aber das reicht ja. Nach einiger Zeit haben wir es gelassen, da ich schon zum Chemieseminar zu spät kam und einen zweiten Termin für Morgen 11.00 angesetzt.
Nun sind wir ja auch bei Chemie. Logischerweise kam ich auch da zu spät, und zwar vermutlich ordentlich. Wenn das Seminar s.t. anfängt, dann war ich über 20 zu spät, wenn nicht, dann ca. 5 Minuten. Auf jeden Fall genug, um vom Professor gesehen zu werden und keinen Stuhl zu erwischen. Im Laufe der Seminars haben wir die Aufgaben gelöst, die die Tut-Leute im Laufe ihrer vielen Sitzungen gemacht haben, allerdings schnell und teilweise mit Auslassungen. An interessanten Sachen habe ich die Oktett-Regel neu gelernt (sie gilt fest nur für die 2. Periode, bei anderen aufgrund hinzukommender Orbitale ist sie nicht mehr soooo verbindlich). Daraus folgt eine für mich neue Formel der Salpetersäure. Ich ging immer davon aus, dass sie so aussieht:Ich war mir da so sicher, dass ich mich sogar bereit erklärt habe, sie an die Tafel zu malen. Interessanterweise tut sie es aber nicht, denn so hätte der Stickstoff 10 Außenelektronen. Daher wird ionisiert:
In der Liste unterschreiben konnte ich trotzdem (es kam ja auch noch eine nette und kompetente, wenn auch etwas verwirrte Chinesin nach mir). Im Tutorium ist angeblich einer schon mal 20 Minuten vor Schluss gekommen und konnte sich trotz böser Blicke auch noch eintragen. Diese Geschichte habe ich in der Mensa erfahren (da! habt ihr die tolle Überleitung bemerkt?), wo es Gänsekeule mit Knödeln gab. Ich war positiv überrascht, obwohl ich meine Mühe damit hatte, das ding nur mit Messer und Gabel so weit zu präparieren, dass ich nicht vor Habgier platze, wenn ich sehe, wie viel übrig ist.
Anschließend (nach einem Tee im Info-C@fé ) kam das Praktikum. Das gefürchtete Eingangstestat war wie erwartet relativ billig, auch wenn ich einige Flüchtigkeitsfehler gemacht habe (trotzdem habe ich - als einer von 4 die beste Punktzahl), z.B. habe ich peinlicherweise vergessen, die Formel der Salpetersäure hinzumalen. Die Versuche machten aber Spaß, auch wenn sie zum großen Teil relativ eintönig waren. Aber es war eine nette Abwechselung und es gab auch mal was zum Denken. So haben wir einen neuen coolen Stoff kennengelernt, nämlich Aluminiumhydroxid:Das Zeug ist deswegen so cool, weil es amphoter ist, sprich mit Säuren und Basen unterschiedlich reagiert. Die Reaktion mit NaOH hatte ich so halber richtig, die mit HCl habe ich nicht versucht, da ich den Assi erst nach NaOH gefragt habe. Da hat er mir beides erklärt. Also, hier, damit die Nachwelt sieht und staunt:
Das wars im Großen und Ganzen zu bahnbrechenden Erkenntnissen, nun zum Menschlichen. Die Gruppe ist recht cool. Unter mir bereits bekannten Personen befinden sich
- Die zu spät gekommene Chinesin aus dem Seminar,
- Der eine Typ, der IMHO das Ganze nicht ernst genug nimmt (z.B. nicht genug Respekt den Leichen gegenüber erweist). Er hatte als einziger einen roten (!) Kittel an,
- Das Mädel, das immer mit ihm mitläuft, die sich wohl als die Nadja Munteanu herausgestellt hat, die die Ersti-Gruppe im StudiVZ eröffnet hat,
- Eine Ausländerin unklarer Herkunft (Afghanistan?), die im Seminar nichts kapiert hat,
- Ein etwas wenig raffender Typ, der bei der Kneipentour damals sich selbst als Metalliebhaber, aber Metallica als grenzwertig bis zu hart bezeichnet hat. Er hat nach dem Seminar von mir den Testatschein zum Kopieren ausgeliehen und ewig gebraucht
Interessanterweise sind gerade diese Menschen diejenigen, die ich eher unsympathisch finde (bis auf die Chinesin). Der Rest der Gruppe ist aber
wirklich cool. Meine Partnerin heißt Verena und wir haben uns recht gut eingearbeitet: Sie lässt mich die meisten Versuche machen, da sie Schiss und keine Lust hat, während ich kein Schiss und viel Lust habe, und dafür erkläre ich ihr die Sachen, sie sie nicht versteht.
Der Assi, Erik, ist auch nett, aber so einer, den man immer fragen muss.
Dann ist er aber sehr nett und zuvorkommend und erklärt gut.
Und nach dem Praktikum hatte ich noch eine Begegnung der dritten Art: Mein ehemaliger Tischdozent Prof. Dr. Alfred Völkl ist im gleichen Bus gefahren. Als ich ihn an der Haltestelle begrüßt habe, ist er ein wenig erschrocken. Das kann daran liegen, dass er mich nicht sofort erkannt hat oder auch daran, dass er nicht seine Freizeit für labernde Studenten verschwenden wollte. Im Bus ist er weit hinter mir gesessen, während ich ihn in der Spiegelung in einem Glas beobachtet habe. Dabei habe ich festgestellt, dass er noch weiter von Heidelberg entfernt wohnt als ich (oder zumindest später aussteigen musste). Beim Verlassen des Busses habe ich ihm zugenickt, was er wohlwollend oder auch leicht überlegen - wie man es deuten mag - erwidert hat.
Soweit zu meinem Tag.
Nachtrag: So, weil hier so viel zu den Menschen steht, erzähl ich noch was zu meiner Gruppe. Der Typ, der mir nicht ernst genug vorkam, ist zwar wohl nicht ernst, aber hat den nötigen den Sachen gegenüber, die ihn verdienen, das muss man ihm lassen, alles in allem ist er sympathisch. Diese Nadja hat sich ebenfals als sympathisch erwiesen. Der andere Felix, der Nichtsraffer, ist zwar vielleicht manchmal knuffig, aber bei dem greift meine Sünde der Hochmut voll durch, ich kann etwas an ihm nicht ab :'( An interessanten Menschen gibt es da noch einen gewissen Horst Penkert, der offenbar Russe ist, sehr durchtrainiert, typisch athletischer Körperbau (klein und breit^^) und
sehr viel Ahnung vom Fach hat.